Gegensätze in Laos

Wir sitzen nun seit 10 min hier und überlegen, was wir schreiben könnten – irgendwie kommt uns nichts wirklich Spannendes in den Sinn. Dies liegt einerseits wohl daran, dass wir in den letzten zwei Monaten doch einige Sehenswürdigkeiten, Dörfer/Städte und Tempel gesehen haben und sich das Ganze über längere Zeit doch ein wenig wiederholt. Andererseits haben wir uns wohl langsam aber sicher ans Reisen gewöhnt, so dass all die Erlebnisse und Details nicht mehr derart «exotisch» auf uns wirken wie am Anfang und zum Alltag werden. Das heisst nicht, dass uns das Reisen weniger gefällt als noch vor einigen Wochen, aber man gewöhnt sich doch auch daran schnell und vieles erscheint einem dann «normal» und alltäglich.

Die winzige Stadt Vang Vieng ist umgeben von Karstbergen besteht grundsätzlich aus zwei Hauptstrassen, die von Guesthouses, Bars und Restaurants nur so strotzen. In der Umgebung gibt es ein paar Höhlen und (aufgrund der Trockenzeit ausgetrocknete) Wasserfälle, die man besichtigen könnte, jedoch nicht sonderlich spektakulär sind. Deswegen haben wir uns einfach einen Roller gemietet und sind ohne eigentliches Ziel in der Gegend herumgefahren. In den umliegenden Dörfern ist das komplette Gegenteil der touristischen Hochburg zu erkennen. Die äusserst einfachen Häuser versinken im rotbraunen Strassenstaub und man sieht nur wenige Erwachsene, dafür umso mehr Kinder am Strassenrand am Herumtollen (wir haben nur wenige Schulen bzw. weit entfernt von den Dörfern gesehen – evtl. ist dies mit ein Grund, weshalb so viele Kinder tagsüber am Spielen sind. Die Alphabetisierungsrate in Laos ist leider dementsprechend tief). Die Dorfbewohner scheinen mehrheitlich Selbstversorger zu sein – Läden oder Lebensmittelstände sind eine Seltenheit.

DSCN6146.b (Copy)Über eine holprige Strasse ging es weiter nach Vientiane. Dafür, dass es die Hauptstadt von Laos ist, ist es nicht sonderlich gross und spektakulär. Das liegt aber auch sicherlich daran, dass Laos flächenmässig ca. 6mal grösser als die Schweiz ist, aber nur 6.7 Mio. Einwohner hat. Ausserdem ist Laos leider eines der ärmsten Länder Asiens. Dementsprechend wird hier nicht viel investiert – auch grössere Firmen sind hier kaum vertreten (kleines Beispiel: Während man in jeder Hauptstadt bekannte Fastfood- oder Bekleidungsketten entdecken kann, kann man hier lange suchen – es gibt sie schlicht und einfach nicht).
Wir sind per Zufall an der Schweizer Vertretung vorbeigelaufen. Während sich diese vergleichsweise in Vietnam im höchsten und modernsten Wolkenkratzer Saigons befindet (irgendwo in der 51. Etage), sieht es hier eher so aus, als hätte sich das Konsulat in einer Garage in einer Nebenstrasse eingemietet.
Wo aber in den letzten Jahren endlich ein wenig Geld und Humanressourcen flossen – wenn auch leider noch viel zu wenig – sind Projekte zur Entschärfung von Blindgängern. Laos ist wohl das am stärksten bombardierte Land der Welt und noch fast 80 Mio. Blindgänger müssen noch entschärft werden. Die hier genannten Bombees prägen auf makabre Weise das Alltagsbild: Als Aschenbecher oder als Blumentöpfe umfunktioniert stehen sie hier vor Hotels und Restaurants.

Zurück zu den schöneren Nebensächlichkeiten: In Vientiane selber gibt es einen neben einem kleinen, aber feinen Park am Mekong, einigen imposanten Kolonialbauten und einige Tempel zu besichtigen. Ein wenig ausserhalb der Stadt befinden sich ausserdem der relativ junge Buddhapark mit über 200 Hinduismus- und Buddhismusstatuen und eines der bedeutendsten religiösen Gebäude von Laos, nämlich die Grosse Stupa (Pha That Luang) aus dem 16. Jahrhundert.

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Apropos Stupa: Morgen geht es weiter nach Burma, wo einige der weltbekanntesten Stupas stehen.

Asphalt vs. Wasser

Eigentlich hatten wir geplant, von Phong Nha mit dem Nachtzug nach Hanoi zu reisen, da alle sagen, der Nachtzug sei deutlich bequemer als der Nachtbus (welcher von vielen als Horrortrip bezeichnet wird). Da aber leider alle Züge aufgrund der Neujahrsferien ausgebucht waren, blieb uns nichts Anderes übrig, uns dem Übel zu stellen… Wir ergatterten die letzten zwei freien Sitze im Bus – Felix natürlich ganz hinten links und ich ganz vorne rechts. Fazit: Keine Ahnung, was alle so geklönt haben, aber wenn man nicht gerade die grösste Körpergrösse hat, sind die Sitze/Liegen (man kann sie fast auf 180° herunterklappen) doch ziemlich bequem 😉
Um ca. 5 Uhr sind wir dann in Hanoi angekommen und machten uns auf die Suche nach unserem Hotel. Die Strasse hatten wir zwar gefunden, da hier jedoch noch niemand etwas von einer geordneten Strassennummerierung gehört hat und die gesuchte Strasse aus mehreren Gassen bestand, stellte sich dies als schwieriger heraus als erwartet. Unsere Mühe wurde aber am Ende belohnt: Wir erhielten ein gratis Upgrade – juhuuu!
Hanoi ist ebenfalls so chaotisch wie Ho-Chi-Minh-City, jedoch spielt sich hier alles auf engerem Raum ab, so dass das Chaos eher mühsam als faszinierend ist. Nichtsdestotrotz ist es eine kuule Grossstadt, die untypischerweise nicht allzu sehr in die Höhe gebaut wurde.

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Das Beste aber an Hanoi ist aber die ca. 170 km entfernte und weltbekannte Halong Bucht, die zu den sieben neuen Weltwundern gezählt wird. Fast 2000 kleinere und grössere Kalkfelsen ragen aus dem Meer heraus. Aus zeitlichen Gründen waren wir gezwungen, die eindrückliche und wunderschöne Bucht in einem Schiff mit einer Pauschalreisegruppe zu bewundern. Fazit: Das Essen war noch das Beste an der Tour (und das war auch nicht das tollste Essen Vietnams). Wehe man entfernte sich mehr als ein paar Meter vom Tourguide, welcher uns in einer Höhle wie Vieh herumhetzte und uns ständig fragte, welche Tierformationen wir im Gestein erkennen könnten (toll…). Unsere Vorurteile gegenüber Kaffeekranzfahrten wurden allesamt bestätigt, als wir sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt in einem total überteuerten Souvenir-/Lebensmittel-/Gemälde-/Steinstatuenladen halten mussten – natürlich mussten wir beim Vordereingang aus dem Minivan aussteigen und durften erst beim Hintereingang wieder das Fahrzeug betreten. Und man staune, wie viele Touristen sich dort dumm und dämlich zushoppen.
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Zurück in Hanoi hiess es dann «Tschüss Vietnam!» und «Hallo Laos!». Die erste Station ist Luang Prabang direkt am Mekong, wo wir zunächst mal 2 Tage mit einer hartnäckigen Grippe das Bett hüteten. Wieder mehr oder weniger auf den Beinen haben wir die dutzenden Tempel im Städtchen bewunderten. Allgemein ist Luang Prabang eine nette Abwechslung nach Vietnam: Endlich kein ständiges Gehupe und kaum Verkehr, man wird auch nicht ständig gefragt, ob man ein Taxi will oder was essen möchte. Auch die Architektur kann sich wieder sehen lassen: Endlich schöne Holzhäuser, die ein wenig an unsere Bauernhäuser erinnern, und nicht aufeinander und aneinander gestapelte «Schuhschachteln». Und gemütlich sind die Laoten! Insider behaupten sogar, dass die Einwohner Luang Prabangs hektisch sind – wir sind ja mal gespannt, wie es in anderen Städten in Laos zugehen wird und hoffen, dass uns dort nicht die Gesichter einschlafen.
In der Nähe Luang Prabangs befinden sich mitten im Dschungel die wunderschönen Kuang Si Wasserfälle, die mit den vielen natürlich geformten Becken und dem türkisfarbigen Wasser zum Baden einladen. Ausserdem gibt es hier eine Auffangstation für in Gefangenschaft gehaltene Asiatische Schwarzbären, die tolle Arbeit leistet und den gequälten Tieren ein neues und artgerechtes Zuhause bietet.

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Morgen geht es weiter Richtung Süden nach Vang Vieng, das bis vor einigen Jahren für die sehr trink- und partyfreudigen Touristen bekannt war. Seit 2012 geht es nach gehäuften Zwischenfällen dank des Eingreifens der Regierung jedoch wieder gesitteter zu und her, so dass man das Städtchen und die Landschaft wieder in Ruhe geniessen kann.