Bagan

Auf der 10stündigen Schifffahrt von Mandalay nach Bagan kann die schöne Landschaft und das tägliche Leben Burmas beobachtet werden. Abseits der grösseren Ortschaften leben die Menschen hier in einfachen Bambushütten – interessanterweise sind viele davon mit Solarpanels ausgestattet. Bagan ist das komplette Gegenteil von Yangon und Mandalay: ruhig, gemütlich und aufgrund seiner mehr als 2000 Tempel, die auf ca. 42 Quadratkilometer verteilt sind, bedeutend touristischer. Die Schönheit der Anlage lässt sich am besten frühmorgens (es lohnt sich halt doch, um 5 Uhr aufzustehen…) oder gegen Abend bewundern; unter anderem auch, weil die Temperatur tagsüber auf über 40°C im Schatten kletterte, sodass wir uns während der heissesten Stunden im klimatisierten Hotelzimmer verkrochen. Wir mieteten uns ein sogenanntes E-Bike, das eher einem Roller als unseren E-Velos entspricht, und erkundeten einige Tage lang die Tempel. Eine der weltbekannten Heissluftballonfahrten haben wir uns verkniffen – 380$ pro Person für knapp 45 min Fahrt sind einfach zu viel (das Geld sparen wir uns vielleicht auf, um einen genauso überteuerten Ausflug auf die Galapagos-Inseln zu machen…). Doch der Ausblick vom höchsten Tempel über die riesigen Tempelanlagen ist nicht minder fantastisch.

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Gold und Armut

Mit dem Flieger (oh je, ökologischer Fussabdruck – aber es ist halt der einzige Weg einzureisen) in Burma angekommen, sind uns gleich die ethnische Vielfalt dieses Landes und die schönen Gesichtsbemalungen (Thanaka), welche vor allem Frauen und Kinder tragen und einerseits als Make-Up/Schminke und andererseits als Sonnenschutz dienen, aufgefallen (glücklicherweise fühlen sich die Menschen hier geschmeichelt, wenn man sie fotografiert und fordern einen teilweise sogar auf, sie abzulichten. Die Kinder, die unsere Kamera selber mal benutzen durften, strahlten nur so vor Freude). Viele Männer lächeln einem mit knallroten Lippen und Zähnen zu – die rote Farbe kommt vom Saft der Bettelnuss, die sie ständig mit Tabak in einem Blatt eingewickelt kauen (Felix liess sich dies nicht natürlich nicht entgehen). Die Einwohner Burmas sind sehr traditionell – so tragen (im Gegensatz zu Sri Lanka und anderen Ländern) auch praktisch alle jungen Leute den traditionellen Wickelrock (den sogenannten Longyi). Alles ist noch sehr authentisch hier und noch kaum auf den Tourismus ausgerichtet (wir sahen maximal 5-6 Touristen am Tag) – allgemein ist das ganze westliche Drumherum hier noch nicht vertreten. So ist es in gewissen Orten beispielsweise äusserst schwierig, ein Restaurant oder eine Beiz zu finden (kleine Anekdote: Man darf nicht erstaunt sein, wenn man statt des bestellten Cheeseburgers einen Burger ohne Fleisch, aber dafür mit einer dünnen Scheibe Schmelzkäse erhält… Hier wird westliches Essen noch wörtlich interpretiert…). Internet ist hier reiner Luxus – und wenn vorhanden, dann extrem langsam. Dies ist der Grund, weshalb wir uns erst jetzt melden und bisher keine Kommentare freischalten bzw. beantworten konnten. Online-Buchungen von Transport und Unterkunft sind fast ein Ding der Unmöglichkeit.

DSCN7919.blog (Copy)Auch ist es hier eher so, dass wir als Touristen die Hauptattraktion sind: Die Einheimischen sind zwar sehr zurückhaltend, aber wenn wir mal für das erste Foto hingehalten haben, kamen die Burmesen von allen Seiten, um uns abzulichten. Wie es hier wohl sein mag, wenn man blond ist und blaue Augen hat? Doch das Ganze hat auch seine Schattenseiten. Zunächst ist es noch sehr umstritten, Burma überhaupt als Tourist zu besuchen, da ein grosser Teil der Ausgaben der Regierung zu Gute kommen. Man erhält dementsprechend überall Tipps, wie man Eintrittsgelder umgehen kann – nicht, um sich die paar Franken zu sparen, sondern um die ganze Ungerechtigkeit nicht noch aktiv zu unterstützen. Verkehrskontrollen bzw. «Bussen» sind ebenfalls relativ einfach zu umgehen: Mit Vollgas an den Polizisten und dem Geschehen vorbeirasen – eine Verfolgung ist ziemlich unwahrscheinlich.
Für uns ist nur ein kleiner Teil des Landes zugänglich, da in gewissen Regionen noch Konflikte herrschen, bei welchen auch Kindersoldaten eingesetzt werden. Zwangsarbeit, Gefängnis, Zensur, Vertreibungen und Mord gehören hier leider zum Alltag. Selbstverständlich sollten wir dies nicht zu Auge bekommen.
Es ist aber unglaublich, wie die Leute hier trotz des schrecklichen Hintergrunds ständig am Lächeln und herzlich sind – sowohl uns gegenüber als auch untereinander. Da könnten wir uns alle eine Scheibe davon abschneiden: Wir haben eigentlich alles, was wir brauchen, und sind doch so oft wegen Kleinigkeiten unzufrieden…

Yangon ist grösste Stadt und die wirtschaftliche Hauptstadt Burmas. Wohl auf Grund der Grösse und des beschränkten Strassennetzes sind hier Motorräder verboten – dies ist wahrscheinlich in Asien einzigartig. Die offene Kanalisation, der herumliegende Abfall und die vielen Fisch- und Fleischmarktstände tragen dazu bei, dass der Geruch in vielen Gassen doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Dies zieht auch eine Menge Ungeziefer und Ratten an. Die sehr unhygienischen Bedingungen (Abwaschen ist vielerorts ein Fremdwort und die Massen teilen sich einen Becher an Trinkstellen) schreckten uns erstmals auf dieser Reise davon ab, das Abendessen in den traditionellen Garküchen einzunehmen.
Umso interessanter war die Besichtigung der weltbekannten Shwedagon Pagoda und die mehrstündige Zugrundfahrt – natürlich in der Holzklasse, da es eh nur diese gibt 😉 Die Aussicht auf der Zugfahrt war nicht besonders erwähnenswert, umso mehr dafür das Treiben im Zug selber. Begegnungen mit Mönchen, Lausbuben und Marktverkäufern prägten die Fahrt.

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In Mandalay, das nur so von goldenen Tempeln und Pagoden strotzt, war das obenerwähnte Geruchserlebnis glücklicherweise nicht mehr so intensiv 😉 Während eines Tagesausflugs besuchten wir neben einem in die Jahre gekommenen Lunapark auch verschiedene Tempel und Handwerkskünstler (Steinbildhauer und Blattgoldhersteller). Die ganze Handarbeit spielt sich auf der offenen Strasse ab und so mancher Handwerker setzt seine Gesundheit aufs Spiel, da keine Schutzmasken verwendet werden. Es ist aber sehr eindrücklich und interessant zu sehen, wie so eine massive Buddhastatue oder das Blattgold für die Tempel entstehen.

DSCN9209.b (Copy)Wir schreiben unseren Blog gerade auf einem Schiff in Richtung Bagan vor. Heute Vormittag haben wir wohl einen Weltrekord aufgestellt: In lediglich 10 Minuten sind wir aufgestanden, haben wir unsere Sachen gepackt, im Hotel ausgecheckt und sind mit Sack und Pack zur Bootsanlegestelle gerannt, da Vale blöderweise den Wecker statt auf 5:50 auf 6:50 Uhr gestellt hat… Aber wir haben es geschafft: Das Boot legte pünktlich um 7:00 Uhr mit uns an Bord ab. Auf dieser Reise kommt wohl aber Vales wahre Persönlichkeit zum Vorschein: Bisher hat die sonst so gut organisierte Dame schon mehrere Sachen in Hotels liegen lassen oder verloren, während Felix, der sonst ein Chaot ist, noch alles beisammen hat…