Über Berg und Tal

Und mal wieder hat’s ein wenig länger gedauert bis zum neuen Beitrag… Seit dem letzten haben wir einige tolle Sachen gesehen und sind von Peru über Bolivien nach Brasilien gereist. Dementsprechend wird dies ein ziiiemlich langer Beitrag. Sorry!

In Lima haben wir uns nach dem warmen Wetter in Süditalien wieder ein wenig an die Kälte gewöhnt und sind von dort aus nach Cusco weitergereist. Cusco ist eine hübsche Stadt in den peruanischen Anden und liegt auf fast 3500 m.ü.M. Wenn man wie wir nicht akklimatisiert ist (schliesslich haben wir die Wochen davor auf Meereshöhe verbracht), merkt man die Höhe relativ schnell: Müdigkeit und Kopfschmerzen waren die ersten zwei oder drei Tage ständige Begleiter. Und kaum muss man ein wenig Treppen steigen (wir reden hier von lediglich einem bis zwei Stockwerken!) kommt man aufgrund des geringeren Sauerstoffanteils leicht aus der Puste. Auch sieht man hier noch das traditionellere Peru: Überall kann man die schönen bunten Trachten der indigenen Bevölkerung bewundern und begegnet regelmässig einem Lama oder Alpaca.

DSC06848_blog (Copy) (Copy)Von Cusco aus sind wir frühmorgens um 4:30 Uhr bei eisiger Kälte (das Rumschleppen der warmen Kleider hat sich also definitiv gelohnt) nach Ollantaytambo gefahren, wo wir mit dem Zug durch die wunderschöne Landschaft nach Aguas Calientes gefahren sind. Dort angekommen, durften wir fast 1 ½ Stunden in der Schlange stehen, um den Bus auf den Machu Picchu zu erwischen. Die Kälte und die Warterei waren aber beim Anblick der Inka-Stadt sofort vergessen. Obwohl man sämtliche Bilder aus Dokus oder aus dem Internet kennt, ist Machu Picchu nicht minder imposant, wenn man es live sieht. Die Stadt aus dem 15. Jahrhundert ist sehr gut erhalten und man erkennt noch heute sehr gut die Kanalverbindung, welche die Stadt kaskadenförmig über Wasserabläufe in den Mauern bzw. über die vielen Terrassen mit genügend Wasser versorgte. Machu Picchu wurde aufgrund der versteckten und praktisch undurchdringlichen Lage nie von den Spaniern entdeckt und erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Auch heute kann man lediglich zu Fuss oder mit dem Zug nach Aguas Calientes, dem am Fusse des Machu PIcchu gelegenen Dorf, anreisen. Als wir nach der Besichtigung der Ruinen feststellen mussten, dass wir zwei bis drei Stunden hätten anstehen müssen, um einen Bus nach Aguas Calientes zu erwischen, haben wir entschieden, den Weg zu Fuss anzutreten. Die Strecke war leider nicht wirklich beeindruckend und nach über einer Stunde Treppen runter zu laufen, machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Am nächsten Tag konnten wir dementsprechend vor lauter Muskelkater praktisch nur noch gerade aus laufen – blöd nur, dass Cusco ziemlich uneben ist und wir ständig irgendwelche Gassen hoch oder runter laufen mussten…

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Das nächste Ziel Puno lag praktischerweise auf dem Weg nach Bolivien, so dass wir dort zwei Tage blieben, um uns einerseits eine lange Busfahrt zu ersparen und andererseits den Titicacasee anzuschauen. Der Titicacasee wirkt mit über 8000km2 fast schon wie das Meer, da man teils weit und breit kein Ufer erkennen kann. Wir haben auf dem See mehrere schwimmende Inseln besucht. Der See ist wunderschön und die Tour an sich wäre eigentlich spannend, ist jedoch derart touristisch abgewickelt und überlaufen, dass wir uns bei der Besichtigung der Dörfer ziemlich unwohl gefühlt haben und froh waren, nicht eine längere Tour gebucht zu haben.

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Von Puno aus reisten wir weiter nach La Paz, wo wir jedoch nur eine Nacht verbrachten, da wir im Voraus eine Tour zum Salar de Uyuni, die grösste Salzwüste der Welt, gebucht hatten und somit am nächsten Tag dort erwartet wurden. Die 3tägige Tour war einfach nur der Hammer! Von morgens bis abends konnten wir spektakuläre Landschaften bewundern – von der weissen Salzwüste über Inseln mit riesigen Kakteen, Bergen und Vulkanen in allen möglichen Farben, Sandwüsten und Lagunen in türkis, blau, rot und weiss. Auch hier war es aufgrund der Höhe und der kargen Landschaft ziemlich kalt, sobald die Sonne unterging. Doch wir hatten noch Glück: Statt den üblichen -15 bis -20 Grad hatten wir fast sommerliche -5 Grad o.O Wir hatten natürlich vorgesorgt und die Tour mit den etwas besseren Hotels gebucht, die Warmwasser und wenigstens ein paar Stunden am Abend Strom hatten, so dass man das Zimmer ein wenig heizen konnten. Die kostengünstigere Alternative war ein Schlafsaal in einem Gebäude, in dem statt Glas lediglich ein paar Petflaschen in die „Fenster“ eingebaut waren…

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Da wir den Sommer langsam doch vermissten, haben wir uns kurzerhand entschieden, in Bolivien nur noch einen Stopp in Santa Cruz einzulegen, bevor es dann nach Brasilien geht. Santa Cruz ist nicht besonders erwähnenswert, auch wenn es die grösste Stadt Boliviens ist. Beeindruckt haben uns lediglich die riiiiesigen Portionen, die man hier in Restaurants kriegt: In einem klassischen Fleischrestaurant haben wir tatsächlich je 600-700g Fleisch serviert bekommen – dazu gab es noch fast kiloweise Salat, Reis, Pommes und frittierten Maniok. Der Kellner schaute uns fast bemitleidend an, als wir nur ca. einen Viertel aufessen konnten, und meinte, dies seien normale Portionen bei ihnen – man müsse halt davor nicht allzu viel essen (für uns hiesse das wohl, zwei Tage davor zu fasten…). In Santa Cruz wurden wir ausserdem mit dem Pokemon Go-Phänomen konfrontiert, das bisher so ziemlich an uns vorbeigegangen war. Als wir den zentralen Platz in der Altstadt besuchten, waren wir beeindruckt, wie viele (v.a. junge) Leute sich dort versammelten. Der Taxifahrer, der übrigens selber während der Fahrt Pokemons fing, klärte uns dann auf, dass es sich um Pokemon Go-Spieler handelte. Auf einen zweiten Blick erkannten wir dann auch, dass hunderte der Leute nur auf ihr Handy starrten und kein Wort miteinander wechselten, obwohl sie mit Freunden oder gar als Pärchen unterwegs waren. Komische Welt das…

Weiter ging es dann nach Brasilien; genauer gesagt nach São Paulo. Gleich am ersten Tag durften wir miterleben, wie die Brasilianer unbekümmert und lebensfroh ständig tanzen, da eine der grossen Hauptstrassen in São Paulo jeden Sonntag für den Verkehr gesperrt wird und sich an seine Stelle Strassenmusiker, Getanze, Streetfood und Marktstände breit macht. Besser könnte uns Brasilien also nicht willkommen heissen 😉 Leider mussten wir auch feststellen, dass bedeutend weniger Brasilianer Englisch sprechen als erwartet. Wir waren es uns bis jetzt fast immer gewohnt, dass wir relativ gut mit den Einheimischen kommunizieren konnten und hier wurde es dagegen zur Herausforderung. Zwar verstehen die Brasilianer relativ gut, wenn ich auf Spanisch mit ihnen kommuniziere. Umgekehrt verstehe ich aber nur Bahnhof, wenn sie mir – selbstverständlich in einem Höllentempo – auf Portugiesisch antworten. Aussagen wie „não português!“ werden konsequent ignoriert und sie quatschen uns genauso auf Portugiesisch zu. Eine Sim-Karte zu kaufen oder in einem Restaurant Essen auszuwählen bzw. zu bestellen (haben ja meist keine Ahnung, was wir gerade bestellt haben…) wird dann schon ziemlich amüsant. Dementsprechend haben wir uns ein Lehrbuch und eine App geleistet, um wenigstens ein paar Brocken zu lernen. Es gibt aber wohl bedeutend einfachere Sprachen, vor allem was die Aussprache betrifft 😮

PS: Falls ihr in den Fotos teilweise eine schwarze Linie mitten durchs Bild sieht: eine unserer beiden Kameras ist leider kaputt… 🙁

Von hässlichen Städten, archäologischen Stätten und grandiosen Städten

Hui, nach über einem Monat Funkstille hier auf dem Blog wird es höchste Zeit, diesen mal wieder zu aktualisieren o.O

Vor knapp fünf Wochen sind wir von Cuenca in Ecuador mit dem Nachtbus nach Piura in Peru gereist. Auf halber Strecke und somit mitten in der Nacht erreichten wir die Grenzen und wickelten erstaunlich schnell und unkompliziert die Aus- bzw. Einreiseformalitäten ab. Wir hatten beschlossen, nur bis nach Piura zu reisen, da uns die lange Busfahrt reichte und keine Lust hatten, noch mehr Zeit im Bus zu verbringen. Einmal in Piura angekommen, bereuten wir unsere Entscheidung relativ schnell: Piura ist kurz gesagt nichts Besonderes, wenn nicht sogar hässlich, und es gibt nicht wirklich viel zu tun dort. Nur eine Stunde von Piura entfernt gibt es zwar einige Surferstrände, aber nach all dem Sand und Meer in den letzten Monaten waren wir nicht wirklich scharf darauf. Wir vertrieben uns also die Zeit mit Bier trinken, Ceviche essen und einem Abend in einem Casino, das jedoch lediglich über Spielautomaten verfügte (Fazit: Es war so langweilig, dass wir fast sauer wurden, wenn wir gewannen, da die Spieldauer dadurch nur verlängert wurde…).

Dementsprechend zog es uns relativ schnell weiter nach Trujillo, wo es uns deutlich besser gefiel. Dort konnte man stundenlang durch die Kolonialstadt schlendern, auf der Plaza de Armas die Menschen beobachten und die sehr beeindruckenden archäologischen Stätte Chan Chan aus dem 14. Jahrhundert und die Huaca de la Luna y del Sol (5. bis 8. Jahrhundert) besuchen (besonders die Führung der Mond- und Sonnenpyramide haben uns sehr beeindruckt. Falls jemand Interesse an den Hintergründen der Moche-Tempel hat, hier eine der wenigen Homepages mit mehr oder weniger informativen Inhalten dazu: http://www.huacasdemoche.pe/index.php?menuid=1&submenuid=1). Da Trujillo praktisch mitten in der Wüste liegt, konnten wir auch mal mit snowboardähnlichen Brettern die Dünen hinabsausen. Obwohl „sausen“ ist ziemlich übertrieben: Man fährt erstaunlich langsam den Hügel hinunter – dementsprechend ist der Funfaktor nicht gerade berauschend. Vor allem wenn man bedenkt, dass man für 2 min Fahrt ewig lange braucht, um den Sandhügel wieder hochzulaufen (unter der Wüstensonne keuchen im Sand hochzulaufen ist bedeutend anstrengender als man glaubt) 😉

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Von Trujillo ging es wieder mit einem Nachtbus nach Lima. Für nicht mal 600km brauchen hier die Busse aber eine halbe Ewigkeit. So haben wir uns die Luxusklasse gegönnt (kostet nicht mal 30 Fr. für ca. 12 Stunden Fahrt) und haben es keine Sekunde bereut. Ich glaube, nicht mal in der Businessklasse im Flugzeug reist man so bequem: Die Sitze kann zu 180° runterklappen, so dass ein richtiges Bett entsteht (es war so bequem, dass wir die ganze Nacht durchgeschlafen haben), leckeres Essen und natürlich ein Entertainmentsystem mit Filmen, Spielen, etc. Reisen kann doch so angenehm sein 😉
Da wir einen längeren Aufenthalt in Lima geplant haben, haben wir uns ein kleines Apartment gemietet, wo man auch mal gemütlich einen Tag zu Hause verbringen kann, ohne lediglich auf dem Bett rumliegen zu können. Bei unserer Ankunft haben wir uns sofort in Lima verliebt. Die Quartiere der Hauptstadt sind vielmehr selber „kleinere“ Städte und Miraflores, das Quartier, in welchem sich unser Apartment befindet, bietet alles, was das Herz begehrt. Hier gibt es viele schöne und sehr gepflegte Parks (bzgl. Sauberkeit und Pflege öffentlicher Plätze könnte sich sogar die Schweiz ein riesiges Stück abschneiden) entlang der wunderschönen rauen Küste – es gibt sogar einen Park mit ca. 200 Katzen (auch diese werden selbstverständlich von der Gemeinde täglich gefüttert und regelmässig vom Tierarzt untersucht), welche jedem Besucher um die Beine streunen und sich ihre Streicheleinheiten holen. Auch an Bars, Restaurants und vielen Streetfood-Ständen fehlt es nicht. Lima gehört sogar zu den kulinarischen Hochburgen der Welt: Mehrere der 50 weltweit besten Restaurants sind hier stationiert. Grundsätzlich ist das Essen hier ein Traum: viel Fisch (googelt mal Ceviche), die besten Churros der Welt (natürlich mit Nutella oder Dulce de Leche gefüllt), Süsskartoffeln in allen Variationen (von Pommes über Kartoffelstock oder Causa rellena) und alle möglichen Snacks (sehr empfehlenswert sind süsse Bananenchips oder ein Maiskörner, die ähnlich wie Popcorn zubereitet werden, jedoch mit dem Unterschied, dass sie nur innen – also im Korn selber – aufpoppen). Wir sind so ziemlich täglich mit Bauchschmerzen nach Hause gelaufen, da wir uns vor lauter leckerem Essen ständig überessen habe 😉

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Von Lima ging es nicht etwa weiter Richtung Süden des Landes, sondern nach Apulien. Dort besuchten wir meine Schwester und meine Eltern (die übrigens keine Ahnung hatten, dass wir kommen). Auch die Schwester von Felix samt Kind und Kegel kam für einige Tage vorbei, um uns zu besuchen. Obwohl die Reise nach Italien extrem lange und aufgrund einiger Pannen und Jetlag äusserst anstrengend war, genossen wir die Tage mit unseren Familien im geliebten Ferienhaus meiner Familie. Die Rückkehr fiel schwerer als erwartet und wir sind froh, dass wir „nur“ in Süditalien statt zu Hause in Luzern einen Besuch abgestattet haben, da ich nicht garantieren kann, dass ich mich von dort aus tatsächlich wieder auf die Reise begeben hätte. Aber wir haben es geschafft und sind seit zwei Tagen wieder zurück in Lima.

In ein paar Tagen geht es weiter nach Cusco, von wo aus wir endlich den Machu Picchu besichtigen können. Ich hoffe, der nächste Beitrag lässt nicht so lange auf sich warten wie dieser… Mal gucken, ob wir es schaffen 😉