Von hässlichen Städten, archäologischen Stätten und grandiosen Städten

Hui, nach über einem Monat Funkstille hier auf dem Blog wird es höchste Zeit, diesen mal wieder zu aktualisieren o.O

Vor knapp fünf Wochen sind wir von Cuenca in Ecuador mit dem Nachtbus nach Piura in Peru gereist. Auf halber Strecke und somit mitten in der Nacht erreichten wir die Grenzen und wickelten erstaunlich schnell und unkompliziert die Aus- bzw. Einreiseformalitäten ab. Wir hatten beschlossen, nur bis nach Piura zu reisen, da uns die lange Busfahrt reichte und keine Lust hatten, noch mehr Zeit im Bus zu verbringen. Einmal in Piura angekommen, bereuten wir unsere Entscheidung relativ schnell: Piura ist kurz gesagt nichts Besonderes, wenn nicht sogar hässlich, und es gibt nicht wirklich viel zu tun dort. Nur eine Stunde von Piura entfernt gibt es zwar einige Surferstrände, aber nach all dem Sand und Meer in den letzten Monaten waren wir nicht wirklich scharf darauf. Wir vertrieben uns also die Zeit mit Bier trinken, Ceviche essen und einem Abend in einem Casino, das jedoch lediglich über Spielautomaten verfügte (Fazit: Es war so langweilig, dass wir fast sauer wurden, wenn wir gewannen, da die Spieldauer dadurch nur verlängert wurde…).

Dementsprechend zog es uns relativ schnell weiter nach Trujillo, wo es uns deutlich besser gefiel. Dort konnte man stundenlang durch die Kolonialstadt schlendern, auf der Plaza de Armas die Menschen beobachten und die sehr beeindruckenden archäologischen Stätte Chan Chan aus dem 14. Jahrhundert und die Huaca de la Luna y del Sol (5. bis 8. Jahrhundert) besuchen (besonders die Führung der Mond- und Sonnenpyramide haben uns sehr beeindruckt. Falls jemand Interesse an den Hintergründen der Moche-Tempel hat, hier eine der wenigen Homepages mit mehr oder weniger informativen Inhalten dazu: http://www.huacasdemoche.pe/index.php?menuid=1&submenuid=1). Da Trujillo praktisch mitten in der Wüste liegt, konnten wir auch mal mit snowboardähnlichen Brettern die Dünen hinabsausen. Obwohl „sausen“ ist ziemlich übertrieben: Man fährt erstaunlich langsam den Hügel hinunter – dementsprechend ist der Funfaktor nicht gerade berauschend. Vor allem wenn man bedenkt, dass man für 2 min Fahrt ewig lange braucht, um den Sandhügel wieder hochzulaufen (unter der Wüstensonne keuchen im Sand hochzulaufen ist bedeutend anstrengender als man glaubt) 😉

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Von Trujillo ging es wieder mit einem Nachtbus nach Lima. Für nicht mal 600km brauchen hier die Busse aber eine halbe Ewigkeit. So haben wir uns die Luxusklasse gegönnt (kostet nicht mal 30 Fr. für ca. 12 Stunden Fahrt) und haben es keine Sekunde bereut. Ich glaube, nicht mal in der Businessklasse im Flugzeug reist man so bequem: Die Sitze kann zu 180° runterklappen, so dass ein richtiges Bett entsteht (es war so bequem, dass wir die ganze Nacht durchgeschlafen haben), leckeres Essen und natürlich ein Entertainmentsystem mit Filmen, Spielen, etc. Reisen kann doch so angenehm sein 😉
Da wir einen längeren Aufenthalt in Lima geplant haben, haben wir uns ein kleines Apartment gemietet, wo man auch mal gemütlich einen Tag zu Hause verbringen kann, ohne lediglich auf dem Bett rumliegen zu können. Bei unserer Ankunft haben wir uns sofort in Lima verliebt. Die Quartiere der Hauptstadt sind vielmehr selber „kleinere“ Städte und Miraflores, das Quartier, in welchem sich unser Apartment befindet, bietet alles, was das Herz begehrt. Hier gibt es viele schöne und sehr gepflegte Parks (bzgl. Sauberkeit und Pflege öffentlicher Plätze könnte sich sogar die Schweiz ein riesiges Stück abschneiden) entlang der wunderschönen rauen Küste – es gibt sogar einen Park mit ca. 200 Katzen (auch diese werden selbstverständlich von der Gemeinde täglich gefüttert und regelmässig vom Tierarzt untersucht), welche jedem Besucher um die Beine streunen und sich ihre Streicheleinheiten holen. Auch an Bars, Restaurants und vielen Streetfood-Ständen fehlt es nicht. Lima gehört sogar zu den kulinarischen Hochburgen der Welt: Mehrere der 50 weltweit besten Restaurants sind hier stationiert. Grundsätzlich ist das Essen hier ein Traum: viel Fisch (googelt mal Ceviche), die besten Churros der Welt (natürlich mit Nutella oder Dulce de Leche gefüllt), Süsskartoffeln in allen Variationen (von Pommes über Kartoffelstock oder Causa rellena) und alle möglichen Snacks (sehr empfehlenswert sind süsse Bananenchips oder ein Maiskörner, die ähnlich wie Popcorn zubereitet werden, jedoch mit dem Unterschied, dass sie nur innen – also im Korn selber – aufpoppen). Wir sind so ziemlich täglich mit Bauchschmerzen nach Hause gelaufen, da wir uns vor lauter leckerem Essen ständig überessen habe 😉

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Von Lima ging es nicht etwa weiter Richtung Süden des Landes, sondern nach Apulien. Dort besuchten wir meine Schwester und meine Eltern (die übrigens keine Ahnung hatten, dass wir kommen). Auch die Schwester von Felix samt Kind und Kegel kam für einige Tage vorbei, um uns zu besuchen. Obwohl die Reise nach Italien extrem lange und aufgrund einiger Pannen und Jetlag äusserst anstrengend war, genossen wir die Tage mit unseren Familien im geliebten Ferienhaus meiner Familie. Die Rückkehr fiel schwerer als erwartet und wir sind froh, dass wir „nur“ in Süditalien statt zu Hause in Luzern einen Besuch abgestattet haben, da ich nicht garantieren kann, dass ich mich von dort aus tatsächlich wieder auf die Reise begeben hätte. Aber wir haben es geschafft und sind seit zwei Tagen wieder zurück in Lima.

In ein paar Tagen geht es weiter nach Cusco, von wo aus wir endlich den Machu Picchu besichtigen können. Ich hoffe, der nächste Beitrag lässt nicht so lange auf sich warten wie dieser… Mal gucken, ob wir es schaffen 😉

Veränderungen

Nach knapp 5 ½ Monaten haben wir es von Asien über Ozeanien/Südpazifik und Nordamerika auf den 4. Kontinent unserer Reise geschafft: Südamerika. Wir sind in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, gestartet und mussten uns erst einmal ein wenig an all das Neue gewöhnen. Quito liegt auf gut 2850 m.ü.M.; die Höhe merkt man doch schneller als gedacht, so dass man schneller ein wenig ins Schnaufen kommt, auch ohne sonderliche Anstrengung. Eine gravierende Umstellung war dagegen das Klima: Obwohl nur 20 km vom Äquator entfernt, ist es aufgrund der Höhenlage vor allem nachts sehr kühl (ca. 10°C). Nachdem wir mehrere Monate in mehr oder weniger tropischen Verhältnissen verbracht haben, mussten wir uns bei Stadtbesichtigungen bei 16°C fast schon wie zwei Michelin-Männchen einpacken.

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Aber die Weiterreise nach Südamerika hat auch viele positive Seiten: Nach Indonesien und dem Südpazifik – so schön die Regionen auch sind – standen wir kurz vor einem Inselkoller. Die Landschaft in den Anden und die wunderschönen spanischen Kolonialstädte bringen endlich mal wieder Abwechslung und wir kommen wieder wie während der ersten Zeit unserer Reise täglich ins Staunen. Sowohl auf den Busfahrten zwischen den einzelnen Städten Quito, Riobamba und Cuenca als auch bei einer Zugfahrt zur Nariz del Diablo durften wir die bergige und grüne Landschaft in vollen Zügen geniessen. Die Zugrundfahrt in der Schlucht des Rio Chanchán ist übrigens eine der spektakulärsten auf der Welt. Um den steilen Felsen Nariz del Diablo zu überwinden, wurden anfangs des 20. Jahrhunderts die Gleise praktisch übereinander gelegt und mit Spitzkehren verbunden. So fährt man die Strecke im Zick-Zack abwechselnd vorwärts und rückwärts.

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Auch bezüglich Essen können wir uns nicht beklagen. Zartestes Fleisch (ich verdränge mal das fast traumatische Erlebnis von der Schüssel Suppe, in der am Schluss ganze drei Hühnerbeine samt Klauen und Krallen zum Vorschein kamen…) und leckeren Rotwein gehören hier zur Tagesordnung. Ebenfalls erhält man hier endlich wieder verschiedene Brote und Brötchen (juhuuu, Gipfeli!) und auf den Strassen kann man an jeder Ecke von indigenen Frauen, die man aufgrund ihrer farbigen Röcke und Ponchos schon von Weitem erkennt, leckere Snacks wie Chifles (hauchdünne Bananenchips) ergattern. In Riobamba wollten wir die Stadtspezialität Hornado (Spanferkel) kosten, wobei wir beim Eintreten der Markthalle von zig Frauen fast überrannt und angeschrien wurden, wir sollen die Köstlichkeit doch bei ihnen probieren. Hier erfuhren wir auch, dass es in Südamerika neben dem uns bekannten gelben Mais auch weissen Mais mit viel grösseren Körnern gibt – gopf, ist der gut!

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Wir wurden ebenfalls in Bezug auf die Ehrlichkeit der Leute und die Infrastruktur des Landes positiv überrascht. Entgegen jeglicher Warnungen wurden wir nicht mal in Taxis abgezockt (der Meter wurde ohne Nachfrage angelassen und die Fahrer wählten statt grossen Umwegen stets die kürzeste und somit günstigste Strecke). Und die Infrastruktur ist erstaunlich gut: Die Strassen sind überall in einem top Zustand (davon könnten sich sogar gewisse Schweizer Gemeinden ein Stück abschneiden) und das Internet ist so schnell, dass wir die EM Spiele mit dem Laptop live verfolgen können.

Aus Gründen müssen wir in nächster Zeit ein wenig zügig vorwärts kommen, was uns aber nach den vielen gemütlichen Wochen an Stränden nicht gross stört. Daher reisen wir heute Abend von Cuenca ab und werden morgen früh in Piura an der Küste Perus ankommen, wo wir uns dann wieder ein wenig aufwärmen können.