Grossstadt, Lampions und Höhlen

Auf das idyllische Inselleben folgte mit Saigon wohl das komplette Gegenteil: Laut, verrückt und chaotisch. Aber trotzdem ist die 8 Mio. Metropole sehr sehenswert. Am 1. Tag waren wir doch leicht überfordert mit der Masse Schritt zu halten, da schon das Überqueren einer Einbahnstrasse einem Abenteuer gleicht. Es gilt zu vermerken, dass ca. 90% des Verkehrs aus Rollerfahrern (natürlich sitzen aber ganze Familien mit 2-3 Kindern auf den Zweirädern) besteht – aber wie die fahren o.O Nach einigen Stunden haben wir aber gemerkt, wie es funktioniert: Auf eine Lücke zu warten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Devise heisst dagegen: Einfach gaaaanz langsam loslaufen und ja keine schnellen Bewegungen machen oder einen Zentimeter zurücklaufen. Erstaunlicherweise gelingt es so, die andere Strassenseite durch das Gewimmel ohne Kollateralschaden zu erreichen (vermutlich laufen deshalb asiatische Touristen am Bahnhof Luzern über die Riesenkreuzung ohne mit der Wimper zu zucken). Das ganze Verkehrschaos lässt die Stadt aber nicht im Smog versinken, da hier äusserst viele Grünflächen wie Parks, Alleen etc. vorhanden sind.
Allgemein spielt sich das ganze Leben hier draussen ab: Märkte und Essenstände wo das Auge hinreicht – das Geschehen erinnert ein wenig an Bangkok. Trotz der Vielfalt an Marktständen und Läden erweist sich die Suche nach Einlegesohlen für die kambodschanischen Armeestiefel als eine höchst schwierige Aufgabe. Manch einer (wohl inklusive der Ladenangestellten) mag sich nun fragen, was es mit den Einlegesohlen und den Armeestiefeln auf sich hat – ihr erfährt es dann ein wenig später in diesem Beitrag 😉 Auf jeden Fall hat es ganze zwei Tage, dutzende Kilometer und ca. 25 Ladenbesuche gedauert, bis wir fündig wurden.

DSC02545.b (Copy)Mit den blöden Sohlen gewappnet ging es weiter an die Kälte (wir mussten tatsächlich erstmals unsere Fleece- und Daunenjacken aus dem Rucksack nehmen…) nach Hoi An in Zentralvietnam. Pünktlich zum Tet Fest (lunares Neujahr) konnten wir das ehemalige Handelszentrum, dessen Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, in seiner vollen Pracht geniessen: Wunderschöne jahrhundertealten Bauten, die liebevoll mit vielen Details dekoriert sind, die Strassen voller Lampions und der Fluss voller schöner Schiffe sowie schwimmenden Laternen. Leider hat es mich mit einer Grippe und Bronchitis ins Bett verschlagen, so dass Felix das spektakuläre Neujahrsfeuerwerk (hier lässt man in der gleichen Zeit wie bei uns einfach die dreifache Ladung ab…) und den einen oder anderen Stadtspaziergang alleine geniessen musste.

DSC02795.b (Copy) DSC02878.b (Copy)Am 10. Februar ging es dann mit dem Bus weiter nach Phong Nha, wo eine Tour in die Hang En Höhle auf uns wartete. Die drittgrösste Höhle der Welt wurde 2009 entdeckt und darin hätte locker einen Airbus A380 bzw. mehrere aufeinander Platz. Der Besuch wird von der UNESCO kontrolliert bzw. limitiert, so dass bis jetzt nur knapp mehr als 1000 Leute die Höhle erleben durften.
Am nächsten Morgen um 6:30 Uhr hiess es dann schon wieder aufstehen. Das Wetter war kalt und neblig und gruusig – erste Zweifel an der Tour kamen schon auf, da es schon im Voraus hiess, dass die Tour relativ streng wird. Vales nur langsam abklingende Grippe motivierte uns nicht gerade mehr. Beim Touranbieter angekommen, erhielten wir ein Briefing und uns wurden Helm, Stirnlampe, Kletterhandschuhe und… …die kambodschanischen Armeestiefel ausgehändigt. Mit einer tollen und sehr durchmischten Gruppe von insgesamt 15 Leuten machten wir uns auf den Weg zur Höhle: Wir kämpften uns steil bergab durch den vor Blutegeln triefenden Dschungel, glitschigen Schlamm und vielen Pfützen bis der Weg zwar steinig und flach wurde, jedoch nicht minder mühsam. Nun galt es ca. 30 Mal Flüsse und Gewässer zu überqueren. Hier zeigte sich der Vorteil des ausgeliehenen kambodschanischen Schuhwerks: Dieser verfügt über Wasserauslässe. Nichtsdestotrotz blieben die Füsse bis zur Rückkehr pflotschnass. Nach etlichen Stunden Marsch erreichten wir das langersehnte Ziel, nämlich den Eingang zur Hang En Höhle, deren Dimensionen einfach nur unglaublich sind und auf den Bildern gar nicht zur Geltung kommen. Nun hiess es Helm, Stirnlampe und Handschuhe anziehen. Wir kletterten eine Weile über Felsen und Gestein bis wir zum Camp hinunterblicken konnten. Für Vale war das wohl der härteste Teil (wenn auch «nur» psychisch) – das Runtergeklettere auf teilweise losem Gesteine ist mit Höhenangst ein ziemlicher Horrorakt. Die letzten Schritte führten dann noch durch und über einen See.
Das Camp war schon wunderbar vorbereitet: Essen, Filter für das Wasser, Zelte, Schlafsäcke und sogar Kissen standen bereit. Die wahren Helden dieses Trips sind nämlich die Porters, welche das ganze Material inkl. Essen mühelos (sie haben wohl keinen einzigen Schweisstropfen verloren) in Sandalen dorthin und wieder zurücktrugen (insgesamt ca. 30 kg pro Person)! Unsere Strapazen wurden mit einem üppigen und leckeren Abendessen inkl. Reiswein belohnt. Um ca. 21 Uhr war dann bereits die Nachtruhe eingekehrt und wir versuchten bei bitterer Kälte zu unserem Schlaf zu kommen.

DSC03454.b (Copy)Am nächsten Morgen sah das Wetter nicht sehr vielversprechend aus, da Nebel sich vor dem Eingang breit machte. Doch eine Stunde nach dem Frühstück durften wir ein sehr seltenes Highlight erleben, das sogar einer der Tourguides auch nach 20 Besuchen das erste Mal erfahren durfte: Die Sonnenstrahlen kämpften sich durch den Nebel und schienen in die Höhle auf den See (einfach nur wow!). Nach dem Spektakel machten wir uns auf eine Kletter-Erkundungstour durch Stalagmiten, Stalaktiten, Gesteinsformationen und millionenalten versteinerten Fossilien erreichten nach 2 km den zweiten und noch grösseren Ausgang der Höhle (wer den neuesten Peter Pan Film gesehen hat, müsste diesen Teil eigentlich kennen). Danach ging es den gleichen Weg zurück ins Camp, wo wir eine kurze Verschnaufpause bei heissem Kaffee oder Tee einlegten bevor es wieder auf den Heimweg ging. Beim letzten Teil kamen so ziemlich alle an ihre Grenzen als es einfach nur noch endlos steil bergauf ging und kein Ende in Sicht war. Sichtlich erschöpft erreichten wir aber alle das Ziel, wobei Krämpfe in den Beinen und endlos viele Blasen an den Füssen neben einem kühlen Bier die Belohnung waren.

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Nach der anstrengenden Tour geniessen wir nun einen entspannten Tag und erkunden morgen eine weitere Höhle, die jedoch sehr gut zugänglich ist und lediglich einen halben Tag in Anspruch nimmt. Danach geht es mit dem Nachtbus weiter nach Hanoi, wo wir die letzten Tage in Vietnam geniessen werden.

Bis dann und macht’s gut!

2 Gedanken zu „Grossstadt, Lampions und Höhlen

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