Von Brasilien über Südafrika nach Hause

Nach beinahe drei Monaten melden wir uns tatsächlich wieder 😉

Seit dem letzten Beitrag ist viel passiert, daher hier die Kurzfassung.
Ende September sind wir nach Salvador gereist und haben da beinahe einen Monat verbracht, da ich aka Valentina angefangen habe zu arbeiten. Salvador – besonders die Altstadt Pelourinho – ist eine sehr sehenswerte Stadt. Man muss sich zwar an einige Verhaltensregeln halten, da es hier ziemlich gefährlich ist und (bewaffnete) Überfälle auf Touristen keine Seltenheit sind. Die Altstadt ist aber dafür umso schöner: Vor einiger Zeit hat man angefangen, das Zentrum aufzuwerten und die wunderschönen Altbauten zu renovieren. Der Grossteil der Bevölkerung Salvadors sind Nachfahren von Sklaven und die Durchmischung von brasilianischer sowie afrikanischer Kultur, Musik und Essen ist allgegenwärtig.

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Während unseres Aufenthalts in Salvador wollten wir unser Visum für Brasilien verlängern, da man sich ohne Verlängerung nur 90 Tage im Land aufhalten kann. Obwohl uns zwei brasilianische Konsulate in der Schweiz zugesichert haben, dass als Schweizer eine Verlängerung des Visums kein Problem sei, verweigerte uns die Bundespolizei, die sich hier um alle Visaangelegenheiten kümmert, die Verlängerung. Theoretisch ist die Verlängerung als Schweizer möglich, da sich jedoch die Brasilianer in der Schweiz auch nicht länger als ein paar Monate aufhalten dürfen, verweigert die Bundespolizei somit allen Schweizern den verlängerten Aufenthalt in Brasilien. Jegliches Bitten und Argumentieren bringt da nix… Nach langem Überlegen, wie es weitergehen soll und einigen stressigen Tagen beschlossen wir, den Flug nach Südafrika von Ende Dezember auf Anfang November zu verschieben. Wir beschlossen ausserdem, unsere Reise zu verkürzen und statt Ende Februar bereits Ende Dezember nach Hause zurückzukehren. Die ganze Neuorganisation war ziemlich anstrengend, da wir unter anderem auch unsere Wohnsituation in der Schweiz umorganisieren mussten, was sich leider nicht als ganz so einfach herausstellte. Aber egal, am Ende hat alles gut geklappt und wir konnten mehr oder weniger stressfrei nach Johannesburg fliegen.

Von dort aus ging es direkt weiter nach Kapstadt, wo wir uns bis Ende November blieben, um in Ruhe fertig zu arbeiten. Ein guter Freund von Felix lebt seit fast 20 Jahren in Kapstadt, sodass wir einen persönlichen Guide hatten, der uns die Stadt und die Umgebung zeigte. Wir haben uns eigentlich gleich bei unserer Ankunft in Cape Town verliebt. Die Stadt verfügt über alles, was man sich nur wünschen kann: hübsches Zentrum mit viiielen Cafés, Bars, Restaurants etc. und rundherum wunderschöne Landschaften mit Bergen, Meer und saftigem Grün. Wirklich ein Traum! Uns war von Beginn an klar, dass wir in den nächsten Jahren unbedingt zurückkehren müssen.
Nach vielen Monaten in Asien, Südamerika und besonders Brasilien ist es ausserdem sehr angenehm, sich wieder irgendwo aufzuhalten, wo man ohne Sprachbarrieren kommunizieren kann und wo viele Dinge ähnlich funktionieren wie zu Hause (banale Beispiele: wir konnten endlich wieder die Temperatur des Wassers beim Duschen nach unseren Wünschen einstellen. Während den letzten Monaten in Südamerika gab es beim Duschen genau zwei Optionen: Wasser an oder Wasser aus… Oder die Sache mit dem Klopapier: Endlich konnten wir es wieder die Toilette runterspülen statt in einem separaten Abfalleimer zu entsorgen. Auch war es für uns reiner Luxus mal wieder einen Supermarkt zu betreten, der mehr oder weniger unseren gewohntem Bild einer Migros oder eines Coops entspricht, wo man so ziemlich alles an Lebensmitteln erhält und die unseren Hygienevorstellungen entsprechen). Ich habe mich in Kapstadt mit Cristina, einer Freundin aus dem Master getroffen. Bei einem Abendessen meinte sie, dass Kapstadt sie an zu Hause erinnere, was ihr zu wenig «exotisch» sei. Ich konnte ihr nur zustimmen, aber für mich und Felix sei das nach fast einem Jahr super, mal wieder an einem Ort zu sein, in dem man sich ein wenig wie zu Hause fühlen kann…

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Ende November haben wir uns für fast zwei Wochen ein Auto gemietet und sind von Cape Town bis nach Port Elizabeth die wunderschöne Garden Route runtergefahren. Die Landschaft ist wirklich traumhaft auf dieser Strecke! Von hier (Port Elizabeth) geht es morgen weiter nach Johannesburg, von wo wir uns dann auf den Weg in den Krüger Nationalpark machen. Dort werden wir einige Tage verbringen und hoffentlich die Big Five sehen. Das wäre der krönende Abschluss unserer Weltreise.

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An Weihnachten geht es dann von Johannesburg wieder weiter nach Daressalaam in Tanzania, von wo aus wir dann unseren Heimflug antreten werden und am 27. Dezember nach genau einem Jahr wieder zu Hause sein werden. Wir freuen uns mega darauf, auch wenn es hier in Südafrika wirklich toll ist.

Der nächste Beitrag wird dann wohl irgendwann im 2017 verfasst werden – wir sind schon sehr gespannt, wie die Heimkehr und das Einleben zu Hause wohl verlaufen wird 😉

Zwischendurch ist es auch mal langweilig

In São Paulo mussten wir uns endlich entscheiden, wie wir in Brasilien weiterreisen sollen. Da es uns trotz mildem Winter südlich von São Paulo zu kühl war, beschlossen wir Richtung Norden zu reisen und den Süden erst im Dezember zu besichtigen. Da wir vor Weihnachten von São Paulo nach Südafrika fliegen, müssen wir ja eh hierhin zurück und können uns dann das Pantanal, die Iguaçu Wasserfälle etc. auch bei angenehmeren Temperaturen anschauen.

Dementsprechend fuhren wir nach Ilhabela, eine bei Brasilianern beliebte Ferieninsel. Schnell mussten wir jedoch feststellen, dass hier ausserhalb der Hauptsaison kaum etwas los ist (es grenzt schon fast an ein Wunder ein Restaurant zu finden, das nicht schon um 16:00 Uhr schliesst…) und da das Wetter auch nicht mitspielte, mussten wir uns grösstenteils im Hostel die Zeit vertreiben. Wir konnten nach Ilhabela leider nicht direkt nach Rio de Janeiro fahren, da immer noch die Olympiade stattfand und in der gesamten Stadt kaum freie Zimmer zu finden waren bzw. die einzigen freien Zimmer zu horrenden Preisen angeboten wurden. Rio ist ja sonst schon nicht gerade günstig, aber den vier- bis fünffachen Preis für ein Zimmer zu bezahlen, war uns definitiv zu blöd. Daher legten wir noch einen kurzen Stopp in Paraty ein, einem kleinen Fischerstädtchen mit einem wunderschönen historischen Zentrum. Wir haben ein günstiges Zimmer in einem B&B bekommen, aber nach der ersten Nacht zeigte sich wohl der Nachteil des Preises: Abends konnten wir wegen den lauten und wohl nicht ganz nüchternen Nachbarn nicht einschlafen und morgens wurden wir vom irrsinnig lauten Vogel des Besitzers geweckt. Wir überlegten uns schon den armen Vogel, der in einem winzigen Käfig eingesperrt war, heimlich frei zu lassen, als wir vom Besitzer erfuhren, dass er ziemlich viel Geld wert war, weil er anscheinend so schön singt und damit an Wettbewerben erstaunlich hohe Preisgelder abräumen kann o.O Unsere Freilassungsaktion liessen wir – trotz schlechten Gewissens – doch wieder sein…

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Nach Paraty erwartete uns endlich Rio – juhuuuu! Die Überbleibsel der Olympiade haben wir hier auch noch zu Auge bekommen 😉 Wie schon vermutet ist die Stadt einfach nur toll! Kilometerlange Strände, an denen man Caipirinhas mit allen möglichen Früchten schlürfen kann, und im Hintergrund die vom Urwald gesäumten Hügel und Berge. Bis auf die sehenswerte Selarón-Treppe müssen wir das gesamte Sightseeing dann vor der Weiterreise nach Afrika nachholen, da Rio trotz seiner Grösse mit der gemütlichen Stimmung dazu verleitet, den ganzen Tag am Strand zu liegen, Caipis zu trinken, Leute zu beobachten und regelmässig zwischen Copacabana und Ipanema hin und her zu spazieren. Zum Geburtstag von Felix gönnten wir uns ein Geschenk (ich habe ja meines auch noch nicht erhalten) und kauften uns zwei Skateboards. Blöd nur, dass ich nie gelernt habe, damit zu fahren, während Felix wie Speedy Gonzalez davonflitzt… Aber immerhin habe ich mir noch keine Verletzung zugezogen 😉

Die Tage nach Rio de Janeiro sind bis auf eine Walbeobachtungstour nicht wirklich erwähnenswert. Unser Ziel war eigentlich Bahia (wo unter anderem auch Salvador liegt). Um mit dem Bus jedoch dorthin zu gelangen, muss man zuerst den Staat Espirito Santo und den Süden Bahias passieren, die wirklich nicht viel zu bieten haben. In Espirito Santo sind weder Strände noch Städte attraktiv und dementsprechend ist die touristische Infrastruktur auch nicht besonders toll. Im Süden Bahias dagegen findet man kleine Fischerdörfchen, die aber derart verschlafen sind, dass es einem schnell langweilig wird (der winzige Dorfplatz und die Kirche sind innerhalb von wenigen Minuten besichtigt…). Da es auch relativ wenig Touristen gibt und diese in 99% der Fälle nur Portugiesisch sprechen, sind Unterhaltungen auch nicht besonders spannend, da wir uns nur schlecht verständigen können.

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Wir zogen also weiter nach Porto Seguro, einige hundert Kilometer südlich von Salvador, das eine grössere Stadt ist und relativ touristisch ist, was uns nach den letzten langweiligen und einsamen Tagen relativ gelegen kam 😉 Zwar sind auch hier praktisch nur Brasilianer unterwegs und unser Portugiesisch ist noch nicht wirklich auf Interaktionsniveau, aber immerhin kann man hier gemütlich am Strand oder in einem Strassencafé sitzen und den Wellen oder den Menschen zuschauen 😉 Wir haben uns dann auch ein Mietauto gegönnt (anscheinend kann man hier nirgends einen Roller mieten – aber bei den günstigen Automietpreisen ist die Nachfrage danach vermutlich nicht gerade gross) und haben die Umgebung erkundet. Wir durften erstmals (und gleich mehrmals) Autofähren benutzen, da die Küste hier von Flüssen durchzogen ist. Bei der ersten Fahrt verkeilte sich die Fähre derart, dass wir uns eine halbe Stunde lang nur millimeterweise hin und her bewegen konnten. Als wir ein paar Stunden später wieder zurück wollten, wurde uns mitgeteilt, dass aufgrund eines Problems nur noch eine Fähre statt zwei unterwegs waren. Ob dies im Zusammenhang mit dem Verkeilen steht, sei dahin gestellt 😉 Die Küste hier ist sehr schön – man fährt kilometerweise durch die Pampa der Küste entlang und entdeckt hie und da mal ein winziges Dorf (in welchem ein Einwohner sogar ein T-Shirt vom Luzerner Blue Balls 2012 anhatte!!!), ein paar grasende Pferde oder auch kleine neugierige Äffchen (Fazit nach fast neun Monaten Reise: Der jöö-Faktor von Affen steigt umgekehrt proportional zu ihrer Grösse). Auch eine holprige Fahrt durch den Urwald blieb uns nicht erspart – dies jedoch nur, weil wir eine Abkürzung ins nächste Dorf nehmen wollten, die sich letztendlich als ziemlicher Umweg herausgestellt hat. Als wir dann die erste Bodenwelle entdeckten, wussten wir aber, dass wir es langsam wieder zurück in die Zivilisation geschafft haben. Die Bodenwellen in Brasilien verdienen eigentlich einen eigenen Beitrag: Sobald sich auch nur zwei Hütten in der Nähe befinden, werden sofort unzählige Bodenwellen gebaut, damit man auch ja alle paar Meter abbremsen muss. Sehr fragwürdig ist ausserdem, dass es solche auch auf gepflasterten und von Schlaglöchern gesäumten Strassen (wohl eher Wege) gibt, wo man aufgrund des schrecklich unebenen Bodens eh nicht schneller als 10 km/h fahren kann. Da muss man schon fast volle Pulle aufs Gas drücken, um über die Bodenwelle zu kommen…

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Nun sind wir seit drei Tagen in Itacaré, einem kleinen aber feinen Städtchen ein paar hundert Kilometer südlich von Salvador. Itacaré gehört zu den bekanntesten Surfspots Brasiliens (mit richtig schönen Stränden!) und es geht hier dementsprechend gemütlich zu. Das Publikum ist jung und tendenziell ein wenig hippiemässig drauf (wir haben nie so viele Dreadlocks auf einem Haufen gesehen). Hier haben wir auch die liebe Aylin getroffen, eine Freundin aus Luzern. Gestern besuchten wir einen einsamen Strand, der auf der anderen Seite des Dschungels liegt. Da sich ab und zu einige Leute im Dschungel verirren, wurde uns mehrfach wärmstens empfohlen, einen Guide zu organisieren. Mit Paolo haben wir zwar nicht einen der offiziellen Guides gebucht, aber es war dementsprechend umso lehrreicher und lustiger. Während andere Leute ruckzuck in 45 min durch den Dschungel watscheln, benötigten wir mindestens drei Stunden, da wir eine Lernstunde zu zig (Heil-)Pflanzen erhielten, an welchen wir unterwegs vorbei spazierten. Ausserdem besuchten wir zwei Wasserfälle und hielten immer wieder an, um Affen und Vögel zu beobachten, die Paolo selbstverständlich per Lockrufe hervorlockte. Auch erklärte er uns immer wieder, welche Pflanzen und Spinnen gefährlich oder gar tödlich sind. Dank einiger Lachkrämpfe, weil wir uns über kulturelle Unterschiede zwischen der Schweiz und Brasilien (besonders amüsant waren die unterschiedlichen kulinarischen Spezialitäten aus den beiden Ländern wie Pferdefleisch oder Hoden verschiedenster Tiere, die das Gegenüber meistens schockierten) waren wir gezwungen, kurz anzuhalten und uns zu beruhigen. Was ebenfalls einige Zeit in Anspruch nahm, waren die kurzen Pausen von Paolo, weil er sich ständig bei Wald- oder Wassergeistern bedankte. War für uns zwar äusserst komisch, aber wir gewöhnten uns schnell daran und warteten geduldig bis er mit seinen leisen Gesprächen mit den Geistern fertig war. In Brasilien sind afrobrasilianische Religionen, die ihren Ursprung in der Zeit der Sklaverei haben, noch weit verbreitet. Spiritualismus und der Glaube an (weisse und schwarze) Magie, Hexen, Ahnen und Geister spielen dabei eine wichtige Rolle. Paolo war also gar nicht so komisch, wie wir anfangs dachten 😉

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dsc08344_blog-copy-copydsc08351_blog-copy-copyMorgen fahren wir weiter nach Morro de São Paulo, von wo es dann nächste Woche weiter nach Salvador geht. Dort werden wir mal fast einen Monat „sesshaft“, da ich ja während der nächsten Wochen arbeiten werde. Und ja, obwohl ich damit selten auf Verständnis stosse: Ich freue mich wirklich darauf! Dementsprechend wird es in nächster Zeit vermutlich etwas ruhiger hier auf dem Blog (nicht, dass vorher weiss Gott wie viel los war…).

Über Berg und Tal

Und mal wieder hat’s ein wenig länger gedauert bis zum neuen Beitrag… Seit dem letzten haben wir einige tolle Sachen gesehen und sind von Peru über Bolivien nach Brasilien gereist. Dementsprechend wird dies ein ziiiemlich langer Beitrag. Sorry!

In Lima haben wir uns nach dem warmen Wetter in Süditalien wieder ein wenig an die Kälte gewöhnt und sind von dort aus nach Cusco weitergereist. Cusco ist eine hübsche Stadt in den peruanischen Anden und liegt auf fast 3500 m.ü.M. Wenn man wie wir nicht akklimatisiert ist (schliesslich haben wir die Wochen davor auf Meereshöhe verbracht), merkt man die Höhe relativ schnell: Müdigkeit und Kopfschmerzen waren die ersten zwei oder drei Tage ständige Begleiter. Und kaum muss man ein wenig Treppen steigen (wir reden hier von lediglich einem bis zwei Stockwerken!) kommt man aufgrund des geringeren Sauerstoffanteils leicht aus der Puste. Auch sieht man hier noch das traditionellere Peru: Überall kann man die schönen bunten Trachten der indigenen Bevölkerung bewundern und begegnet regelmässig einem Lama oder Alpaca.

DSC06848_blog (Copy) (Copy)Von Cusco aus sind wir frühmorgens um 4:30 Uhr bei eisiger Kälte (das Rumschleppen der warmen Kleider hat sich also definitiv gelohnt) nach Ollantaytambo gefahren, wo wir mit dem Zug durch die wunderschöne Landschaft nach Aguas Calientes gefahren sind. Dort angekommen, durften wir fast 1 ½ Stunden in der Schlange stehen, um den Bus auf den Machu Picchu zu erwischen. Die Kälte und die Warterei waren aber beim Anblick der Inka-Stadt sofort vergessen. Obwohl man sämtliche Bilder aus Dokus oder aus dem Internet kennt, ist Machu Picchu nicht minder imposant, wenn man es live sieht. Die Stadt aus dem 15. Jahrhundert ist sehr gut erhalten und man erkennt noch heute sehr gut die Kanalverbindung, welche die Stadt kaskadenförmig über Wasserabläufe in den Mauern bzw. über die vielen Terrassen mit genügend Wasser versorgte. Machu Picchu wurde aufgrund der versteckten und praktisch undurchdringlichen Lage nie von den Spaniern entdeckt und erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Auch heute kann man lediglich zu Fuss oder mit dem Zug nach Aguas Calientes, dem am Fusse des Machu PIcchu gelegenen Dorf, anreisen. Als wir nach der Besichtigung der Ruinen feststellen mussten, dass wir zwei bis drei Stunden hätten anstehen müssen, um einen Bus nach Aguas Calientes zu erwischen, haben wir entschieden, den Weg zu Fuss anzutreten. Die Strecke war leider nicht wirklich beeindruckend und nach über einer Stunde Treppen runter zu laufen, machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Am nächsten Tag konnten wir dementsprechend vor lauter Muskelkater praktisch nur noch gerade aus laufen – blöd nur, dass Cusco ziemlich uneben ist und wir ständig irgendwelche Gassen hoch oder runter laufen mussten…

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Das nächste Ziel Puno lag praktischerweise auf dem Weg nach Bolivien, so dass wir dort zwei Tage blieben, um uns einerseits eine lange Busfahrt zu ersparen und andererseits den Titicacasee anzuschauen. Der Titicacasee wirkt mit über 8000km2 fast schon wie das Meer, da man teils weit und breit kein Ufer erkennen kann. Wir haben auf dem See mehrere schwimmende Inseln besucht. Der See ist wunderschön und die Tour an sich wäre eigentlich spannend, ist jedoch derart touristisch abgewickelt und überlaufen, dass wir uns bei der Besichtigung der Dörfer ziemlich unwohl gefühlt haben und froh waren, nicht eine längere Tour gebucht zu haben.

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Von Puno aus reisten wir weiter nach La Paz, wo wir jedoch nur eine Nacht verbrachten, da wir im Voraus eine Tour zum Salar de Uyuni, die grösste Salzwüste der Welt, gebucht hatten und somit am nächsten Tag dort erwartet wurden. Die 3tägige Tour war einfach nur der Hammer! Von morgens bis abends konnten wir spektakuläre Landschaften bewundern – von der weissen Salzwüste über Inseln mit riesigen Kakteen, Bergen und Vulkanen in allen möglichen Farben, Sandwüsten und Lagunen in türkis, blau, rot und weiss. Auch hier war es aufgrund der Höhe und der kargen Landschaft ziemlich kalt, sobald die Sonne unterging. Doch wir hatten noch Glück: Statt den üblichen -15 bis -20 Grad hatten wir fast sommerliche -5 Grad o.O Wir hatten natürlich vorgesorgt und die Tour mit den etwas besseren Hotels gebucht, die Warmwasser und wenigstens ein paar Stunden am Abend Strom hatten, so dass man das Zimmer ein wenig heizen konnten. Die kostengünstigere Alternative war ein Schlafsaal in einem Gebäude, in dem statt Glas lediglich ein paar Petflaschen in die „Fenster“ eingebaut waren…

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Da wir den Sommer langsam doch vermissten, haben wir uns kurzerhand entschieden, in Bolivien nur noch einen Stopp in Santa Cruz einzulegen, bevor es dann nach Brasilien geht. Santa Cruz ist nicht besonders erwähnenswert, auch wenn es die grösste Stadt Boliviens ist. Beeindruckt haben uns lediglich die riiiiesigen Portionen, die man hier in Restaurants kriegt: In einem klassischen Fleischrestaurant haben wir tatsächlich je 600-700g Fleisch serviert bekommen – dazu gab es noch fast kiloweise Salat, Reis, Pommes und frittierten Maniok. Der Kellner schaute uns fast bemitleidend an, als wir nur ca. einen Viertel aufessen konnten, und meinte, dies seien normale Portionen bei ihnen – man müsse halt davor nicht allzu viel essen (für uns hiesse das wohl, zwei Tage davor zu fasten…). In Santa Cruz wurden wir ausserdem mit dem Pokemon Go-Phänomen konfrontiert, das bisher so ziemlich an uns vorbeigegangen war. Als wir den zentralen Platz in der Altstadt besuchten, waren wir beeindruckt, wie viele (v.a. junge) Leute sich dort versammelten. Der Taxifahrer, der übrigens selber während der Fahrt Pokemons fing, klärte uns dann auf, dass es sich um Pokemon Go-Spieler handelte. Auf einen zweiten Blick erkannten wir dann auch, dass hunderte der Leute nur auf ihr Handy starrten und kein Wort miteinander wechselten, obwohl sie mit Freunden oder gar als Pärchen unterwegs waren. Komische Welt das…

Weiter ging es dann nach Brasilien; genauer gesagt nach São Paulo. Gleich am ersten Tag durften wir miterleben, wie die Brasilianer unbekümmert und lebensfroh ständig tanzen, da eine der grossen Hauptstrassen in São Paulo jeden Sonntag für den Verkehr gesperrt wird und sich an seine Stelle Strassenmusiker, Getanze, Streetfood und Marktstände breit macht. Besser könnte uns Brasilien also nicht willkommen heissen 😉 Leider mussten wir auch feststellen, dass bedeutend weniger Brasilianer Englisch sprechen als erwartet. Wir waren es uns bis jetzt fast immer gewohnt, dass wir relativ gut mit den Einheimischen kommunizieren konnten und hier wurde es dagegen zur Herausforderung. Zwar verstehen die Brasilianer relativ gut, wenn ich auf Spanisch mit ihnen kommuniziere. Umgekehrt verstehe ich aber nur Bahnhof, wenn sie mir – selbstverständlich in einem Höllentempo – auf Portugiesisch antworten. Aussagen wie „não português!“ werden konsequent ignoriert und sie quatschen uns genauso auf Portugiesisch zu. Eine Sim-Karte zu kaufen oder in einem Restaurant Essen auszuwählen bzw. zu bestellen (haben ja meist keine Ahnung, was wir gerade bestellt haben…) wird dann schon ziemlich amüsant. Dementsprechend haben wir uns ein Lehrbuch und eine App geleistet, um wenigstens ein paar Brocken zu lernen. Es gibt aber wohl bedeutend einfachere Sprachen, vor allem was die Aussprache betrifft 😮

PS: Falls ihr in den Fotos teilweise eine schwarze Linie mitten durchs Bild sieht: eine unserer beiden Kameras ist leider kaputt… 🙁